Der Schaper Bau-Blog

BauVisionen: Warum Bauen teuer und langwierig ist, was besser geht und wie Innovationen den Weg ebnen 

 

 

 

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2025-05-17

Was wir vom polnischen Wohnungsbau lernen können – ein Blick über die Grenze

In Deutschland fehlt es an Wohnraum. Die Neubauzahlen brechen ein, die Baukosten steigen weiter, und vielerorts explodieren die Mieten. Gleichzeitig blicken viele mit Ratlosigkeit auf die Ursachen – und mit Resignation auf die Lösungsansätze. Dabei lohnt sich der Blick ins Nachbarland Polen: Dort wird mehr gebaut, günstiger gebaut – und das Wohnen ist spürbar erschwinglicher. Was läuft dort anders? Und was könnten wir in Deutschland daraus lernen?IMG_1190.jpeg

1. Mehr Neubau – trotz kleinerem Wohlstandsniveau

Polen baut jährlich rund 200.000 neue Wohnungen – bei nur 38 Millionen Einwohnern. Deutschland bringt es auf etwa 270.000 – bei mehr als doppelt so vielen Menschen. Pro 1.000 Einwohner entstehen in Polen jährlich rund 5–5,5 neue Wohnungen, in Deutschland nur etwa 3,2–3,5.

Fazit:
Polen baut mehr – obwohl das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf nur etwa zwei Drittel des deutschen Niveaus erreicht.

2. Eigentum statt Miete

Rund 85–90 % der Polen wohnen im Eigentum, in Deutschland nur etwa 50 %. Das entlastet den Mietmarkt und senkt dauerhaft die Wohnkosten. Wer einmal gebaut hat, wohnt meist günstig – gerade im Alter. Die durchschnittliche Wohnkostenquote liegt in Polen bei 13 %, in Deutschland bei über 24 %.

Fazit:
Ein hoher Eigentumsanteil stabilisiert das System – auch ohne permanente Mietpreisdebatten.

3. Schnellere Verfahren, weniger Regulierung

In Polen sind Genehmigungen einfacher, Bauvorgaben weniger restriktiv, ESG-Standards spielen (noch) keine zentrale Rolle. Die Baukosten liegen im Schnitt bei rund 1.200–1.500 €/m², in Deutschland dagegen bei 3.500–4.500 €/m². Das wirkt sich direkt auf die Mieten und Kaufpreise aus.

Fazit:
Polen baut pragmatischer – und günstiger. Deutschland scheitert oft an sich selbst.

4. Migration – kontrollierter Druck auf den Markt

Polen hat über 1,5 Mio. ukrainische Geflüchtete aufgenommen, viele von ihnen in privat vermieteten Wohnungen. Illegale Migration spielt kaum eine Rolle. In Deutschland hingegen wächst der Druck auf den unteren Wohnungsmarkt massiv – verschärft durch unkontrollierte Zuwanderung und überlastete Sozialstrukturen.

Fazit:
Migration beeinflusst den Wohnungsmarkt – aber wie stark, hängt von politischer Steuerung und Systemresilienz ab.

5. Was heißt das für Deutschland?

Natürlich ist nicht alles 1:1 übertragbar. Die polnische Gesellschaft ist homogener, der Wohnungsbestand teilweise älter, die Eigentumstradition stärker. Doch das Prinzip bleibt richtig:
• Mehr bauen – schneller und günstiger.
• Eigentum fördern statt bremsen.
• Vorgaben vereinfachen statt weiter regulieren.
• Wohnraum als strategisches Grundbedürfnis begreifen.

Fazit: Weniger reden, mehr bauen

Der polnische Wohnungsbau zeigt: Auch mit begrenzten Mitteln kann man viel erreichen – wenn man will. Deutschland dagegen diskutiert sich oft selbst in die Sackgasse: über Standards, Förderungen, Zielgruppen, EnEV-Stufen, CO₂-Bilanzen, Barrierefreiheit und Schattenwurf.

Vielleicht wäre es an der Zeit, das Bauwesen wieder einfacher zu machen. Nicht schlechter – aber mutiger.

Admin - 16:26:11 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen

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